Igstadter Eiszeittage und 20 Jahre Heimat- und Geschichtsverein

Drei Gründe, ein Fest: Die Eiszeittage!
Wir feiern: 20 Jahre Heimat-und Geschichtsverein, 25 Jahre altsteinzeitliche Fundstelle im Wäschbachtal und 20 Jahre Beginn der wissenschaftlichen Grabungen.

Im Jahre 2012 hatte der Heimat- und Geschichtsverein Igstadt e.V. gleich mehrere Anlässe zum Feiern: In diesem Jahr feierte der Verein sein 20-jähriges Bestehen. Seit der Gründung beschäftigte sich der Verein nicht nur mit der Geschichte Igstadts, sondern auch mit den Besonderheiten in der Gemarkung, die sehr weit in die Vergangenheit zurück reichen. Vor genau 25 Jahren entdeckte Albert Kratz, ein Hobbysammler aus Griesheim, eine altsteinzeitliche Fundstelle in der Gemarkung Igstadt in Richtung Erbenheim in unmittelbarer Nähe zum Wäschbach. Ein archäologisches Highlight, wie wir heute wissen. Albert Kratz erkannte die besondere Bedeutung der Oberflächenfunde und überzeugte Dr. Thomas Terberger, damals an der Uni Mainz, heute am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Greifswald, eine wissenschaftliche Grabung an dieser Stelle durchzuführen. Im Jahre 1992, genau vor 20 Jahren, fand diese erste Grabung statt. Die Grabung führte zu Ergebnissen, die in Fachkreisen als kleine Sensation betrachtet wurden und deutschlandweit Beachtung fanden. Zum ersten Mal konnte nachgewiesen werden, dass steinzeitliche Jäger zum Höhepunkt der letzten Eiszeit vor 20.000 Jahren vorübergehend eine so genannte Freilandstation bewohnten. Bis dahin glaubte man, dass die damaligen Menschen die Kälte der Eiszeit nur in Höhlen überstehen konnten. Beachten Sie bitte auch die Publikation "Eiszeitjäger in der Landeshauptstadt" von hessenARCHÄOLOGIE. Der 25. Jahrestag dieser spektakulären Entdeckung und der Beginn der Grabung vor 20 Jahren haben den HGV bewogen, sein 20-jähriges Jubiläum als "Eiszeitfest" auszurichten.

"Die Eiszeit hält Einzug in Igstadt."  Bereits am Montag, 10. September, geschah Ungewöhnliches in Igstadt: Die Schulkinder der Peter-Rosegger-Schule gestalten und begleiten den Einzug von Mammuts, Säbelzahntigern und Wollnashörnern. Lesen Sie hierzu den Bericht der Schulleiterin Frau Lucia Kurth.

Eiszeit hält Einzug.pdf
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Den Auftakt zu den Veranstaltungen bildete der "Eiszeittag" am Donnerstag, 13. September, an der Peter-Rosegger-Schule. Dr. Michael Weidenfeller, 2. Vorsitzender des HGV und in seiner Profession ein Eiszeitexperte, vermittelte den Kindern die geologischen und klimatischen Besonderheiten des Eiszeitalters. Echte Fossilien vom Mammut und anderen Tieren der Eiszeit konnten begutachtet werden. Am Nachmittag erkundeten die jungen Forscherinnen und Forscher die Spuren der Eiszeit in der Umgebung von Igstadt.

Am Freitag, 14. September, war das Mobile Landschaftsmuseum (www.molamu.de) zu Gast in der Schule, um die Steinzeit lebendig werden zu lassen. Unter Verwendung unterschiedlichster Exponate und Materialien wie Kleidung, Nahrung, Werkzeuge wurden die Lebensbedingungen der steinzeitlichen Menschen erfahrbar. Am Nachmittag stand das MoLaMu allen Interessierten zur Verfügung.

Ein vielfältiges Programm erfreute am Samstag, 15. September, die Gäste. Eine unterhaltsame Reise in die Eiszeit bot der Film „Ice Age 1“ im Hinterbergwerk, einem Fotostudio für Industriefotografie im Wäschbachtal. Klirrende Eiszeitspannung erwartete Kinder und Erwachsene. Für die Kinder gab es nach dem Film ein kleines ‚Überraschungs-Eis’.

Um 18 Uhr wurde in der Pfarrscheune die Ausstellung archäologischer Objekte mit Originalfunden aus Igstadt und eiszeitlicher Fossilien durch den HGV eröffnet. Präsentiert wurden auch die von den Schülerinnen und Schülern der Peter-Rosegger-Schule angefertigten Arbeiten zum Thema "Eiszeit und Steinzeit".

Bei der Festveranstaltung ab 19.30 Uhr war das Vereinsjubiläum des HGV ein wichtiges Thema, die Eiszeit geriet jedoch auch nicht aus dem multimedialen Blick. Dr. Terberger berichtete über die Steinzeitjäger am Wäschbachufer und Dr. Weidenfeller beantwortete in einem ebenso kenntnisreichen wie humorvollen Vortrag die Frage, wann die nächste Eiszeit nach Igstadt kommt. Bereichert wurde das Programm mit musikalischen Einlagen und steinzeitlich-kulinarischen Schmankerln wie dem schmackhaften Steinzeittopf.Im Festgottesdienst am Sonntag, 16. September, sprach Pfarrer Hesse über religiöse Vorstellungen und Riten in vorchristlicher Zeit.  Mitgestaltet wurde der Gottesdienst von einer Projektgruppe der Peter-Rosegger-Schule. Im Anschluss empfingen Steinzeitkinder die Gottesdienstbesucher mit Trommeln und begleiteten sie zur Ausstellung in die Pfarrscheune, wo Fachleute für Fragen zur Verfügung standen.

Als abschließender Höhepunkt der Eiszeittage fand am Sonntagnachmittag eine geologisch-archäologische Wanderung in die stein- und eiszeitliche Vergangenheit Igstadts statt. Das Ziel ist die Fundstelle im Wäschbachtal. Der damalige Entdecker Kratz, der langjährige wissenschaftliche Bearbeiter der Funde, Dr. Terberger, und der Geologe Dr. Weidenfeller ließen hierbei die Eiszeitlandschaft vor 20.000 Jahren wieder lebendig werden, sehr zum Vergnügen aller Beteiligten.

Das Igstadter Wappen