Hui, Wäller ... allemol!

Die diesjährige Tagesexkursion des Heimat- und Geschichtsvereins Igstadt führte in den Hohen Westerwald. Michael Weidenfeller, gebürtiger Westerwälder und erster Vorsitzender des HGV, begrüßte die Teilnehmer und betonte, dass er alles versucht habe, ein für den Westerwald typisches Wetter mit Regen und Wind zu bestellen. Er bat um Nachsicht, wenn dies nicht eintreffen sollte. Schließlich war er als Exkursionsleiter nicht nur für den reibungslosen Ablauf, sondern nach Auffassung des Vorstandes auch für das Wetter zuständig. Am Vormittag der mit 42 Personen ausgebuchten Exkursion stand der Besuch des Stöffelparks bei Enspel auf dem Programm. Der Stöffelpark gehört zum Geopark Westerwald-Lahn-Taunus, der sich vom nördlichen Rheinland-Pfalz über die Landesgrenze hinweg bis ins Lahn-Dill-Gebiet und in den Taunus erstreckt.

Die Attraktivität des Stöffels als Besucherzentrum des Geoparks liegt in der Erhaltung der ehemaligenAnlagen der Basaltindustrie und besonderen Fossilienfunden, die in Fachkreisen weltweit Aufmerksamkeit erzielten.

Während eines Rundgangs, der im ersten Teil mit dem Bus in das ehemalige Steinbruchgelände führte, wurde die Geschichte des Westerwälder Basaltabbaus lebendig. Über 1000 Menschen produzierten von Hand geschlagene Pflastersteine, die aus Basaltsäulen gewonnen wurden. Diese mussten mit Eisenstangen aus der steilen Wand des Steinbruchs heraus gebrochen werden. Erst später erleichterte das Sprengen diese Arbeit, was allerdings zu Rissen in den Betriebsgebäuden führte. Die Arbeit war so hart, dass die Arbeiter mit 40 Jahren „fertig“ waren. Neben Pflastersteinen wurden auch Gleisschotter produziert und in jüngerer Vergangenheit Steinwolle, die als Dämmung Verwendung fand. Beim Rundgang durch die alte Werkstatt war der intensive Geruch der Maschinen und Schmiermittel allgegenwärtig. Beim Rundgang durch die alte Werkstatt war der intensive Geruch der Maschinen und Schmiermittel allgegenwärtig. Modernste Präsentationen und eine raffinierte Beleuchtung veranschaulichen die Funktionen der Werkzeuge. In diesem besonderen Ambiente finden heute Firmenevents, Betriebsfeste und sogar Hochzeitsfeiern statt.

Im zweiten Teil der Führung stand die Fossillagerstätte im Mittelpunkt. Im neu eröffneten „Tertiärum“ sind die bedeutendsten Funde aus der Tertiärzeit vor 25 Millionen Jahren ausgestellt: die „Stöffelmaus“, ein Gleitflieger, dessen Behaarung noch zu erkennen ist, Fische, Frösche, Pfeifhasen, Krokodilzähne, Prachtkäfer und viele mehr. Diese Fossilien blieben deshalb so gut erhalten, weil der See, an dem oder in dem sie lebten, von einem gewaltigen Lavastrom des Stöffelvulkans überflossen wurde. Der Lavastrom erkaltete und wurde zu Basalt, der schließlich als Rohstoff am Stöffel abgebaut wurde.

Nach dem Mittagessen in einem Landgasthof folgte eine Rundfahrt durch die von Wald und Wiesen geprägte Kuppenlandschaft des Hohen Westerwaldes. Erstes Ziel waren der Dreifelder Weiher und weitere Seen der Westerwälder Seenplatte, die für die Fischzucht angelegt wurden und heute ein beliebtes Ausflugsziel sind. Weiter führte die Fahrt vorbei an Hachenburg ins Tal der Nister und schließlich nach Bad Marienberg. Am Wildpark konnten die Igstadter vom Aussichtsturm einen grandiosen Rundblick genießen, der am Horizont die Fuchskaute, den höchsten Berg des Westerwaldes, erkennen ließ.

Als besonderes Highlight stand zum Abschluss der Exkursion der Besuch der Erlebnis-Brennerei Birkenhof in Nistertal auf dem Programm. Die moderne Brennerei ist weit über die Grenzen des Westerwaldes durch ihre Produkte bekannt, die mit vielen Ehrenpreisen ausgezeichnet wurden. Fachlich fundiert, gewürzt mit der einen oder anderen Anekdote, wurde die informative Führung zu einem kurzweiligen Erlebnis. Die verschiedenen Aromen wurden erschnuppert, geschmeckt und durchaus kritisch kommentiert. Von der Obstbrennerei ging es zur Kornbrennerei und schließlich zu den großen Kupferkesseln der Whisky-Destillerie.Ein besonderer Duft empfing die Gruppe im Holzfasslager, wo die edlen Tropfen viele Jahre verharren, bis sie in den Handel kommen. Die Führung endete mit einer Schnapsprobe und einer Westerwälder Brotzeit im Verköstigungsraum. Säuwatz, Schinnoos, Kümmel und Basaltfeuer waren so überzeugend, dass sich das eine oder andere Fläschchen entschloss, den Westerwald zu verlassen und die Reisetruppe nach Igstadt zu begleiten. Erst beim Einsteigen in den Bus setzte der Regen ein, was die Teilnehmer nicht mehr störte und den Vorsitzenden sichtlich erleichterte. Nicht, weil es den Tag über trocken blieb, sondern er doch noch sein Versprechen einlösen konnte, für typisches Westerwälder Wetter zu sorgen.

Michael Weidenfeller

Heimat- und Geschichtsverein Igstadt

Exkursionsbericht mit Fotos, 17.09.2016.
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Das Igstadter Wappen