Halbtagesexkursion nach Erbach im Odenwald

Die diesjährige Halbtagesfahrt des Heimat- und Geschichtsvereins Igstadt führte nach Erbach im Odenwald. Die Kreisstadt liegt in 200 bis 560 Meter Höhe im Tal der Mümling im UNESCO-Geopark Bergstraße-Odenwald. Auf dem Weg erläuterte Michael Weidenfeller, der erste Vorsitzende des Vereins, die Geologie des Odenwaldes und die Entstehung des Felsenmeeres. Bei der Stadtführung bekamen die 40 Teilnehmer Einblicke in die wechselvolle Geschichte der Stadt, die auch durch die Elfenbeinkunst und das Elfenbeinmuseum weit über die ihre Grenzen hinaus bekannt ist.

Der Rundgang durch die Altstadt führte durch den Lustgarten, über den Marktplatz zum Schloss und zur Kirche. Erstmals urkundlich erwähnt wird der Erbach im Jahre 1095 im Lorscher Codex unter dem Namen „Ertbach“. Um 1180 errichteten dort dessen erste Besitzer im Tal der Mümling eine Wasserburg. Der Ort war zusammen mit dem Schloss von einer Stadtmauer umgeben und seitdem Residenzstadt der Grafen zu Erbach-Erbach. Seit 1545 gibt es ein Rathaus und 1560 erhielt Erbach zusammen mit Wappen und Siegel die Stadtrechte. 1750 ersetzte die Stadtkirche die alte Stadtkapelle von 1370.

Dem letzten Reichsgrafen Franz I. ist die Einführung der Elfenbeinschnitzerei im Jahre 1783 zu verdanken. 1806 gelangte die Reichsgrafschaft Erbach, die seit 1500 zum Fränkischen Reichskreis gehörte, in den Besitz des Großherzogtums Hessen und wurde danach zur Kreisstadt. Nördlich des Schlosses befindet sich der mittelalterliche Kern Erbachs. Seit dem 14. Jahrhundert sind hier die Höfe der Burgmannen nachweisbar, von denen sich Teile bis heute im Bereich der Straße Städtel erhalten haben.

Nach dem spannenden Rundgang gönnten sich die Teilnehmer ein Eis oder ließen sich, in der Sonne sitzend, einen Kaffee schmecken. Danach folgten die Führung durch das Schloss und der Besuch des Elfenbeinmuseums.

Das Schloss Erbach liegt im Zentrum der Stadt und ist der Wohnsitz der Familie Erbach-Erbach. Es beherbergt unter anderem die Antikensammlungen des Grafen Franz I. zu Erbach-Erbach. Älteste Zeugnisse von Gebäuden im Bereich des heutigen Erbacher Schlosses stammen aus dem 12. Jahrhundert, urkundlich erstmals erwähnt wurde die rund angelegte Wasserburg mit Mauer und Graben 1303.

 Der Bergfried und das Schloss stehen auf mehrere Tausend in den Untergrund gerammten Eichenpfählen. Von 1500 bis 1530 wurde die Burg in ein Renaissanceschloss umgebaut. Der Neubau des Schlosses begann ab 1736 durch Graf Georg Wilhelm zu Erbach-Erbach auf den Grundmauern der mittelalterlichen Burg. Erst 1902 wurde dem Schloss sein heutiges neobarockes Äußeres verliehen. Zum Schloss-Ensemble gehört auch die ebenfalls spätbarocke Orangerie mit dem Schlossgarten. Die gräflichen Sammlungen bestehen aus einer Antiken- und Mittelaltersammlung sowie einer beeindruckenden natur- und jagdkundlichen Dokumentation. Das römische und das griechische Zimmer enthalten originale, antike Büsten berühmter Männer der Antike und weitere archäologische Gegenstände, sowohl aus Italien (Tivoli, Herculaneum), als auch aus der heimischen Vor- und Frühgeschichte.

Im Jahr 2016 wurde das Deutsche Elfenbeinmuseum, das sich zuvor in Trägerschaft der Stadt Erbach in der städtischen Werner-Borchers-Halle befand, vom Land Hessen erworben und mit einem neuen Ausstellungskonzept in den früheren Wirtschaftsräumen des Erbacher Schlosses angesiedelt. Auf 450 Quadratmetern lassen sich filigrane Elfenbeinfiguren bestaunen. Ein 90 Meter langer, beleuchteter Steg führt durch die Räume und an die klimatisierten Spezialvitrinen heran. Das Konzept wurde von den Exkursionsteilnehmern durchaus kritisch kommentiert. Bemängelt wurden die Dunkelheit der Räume und der völlige Verzicht auf textliche Erläuterungen zu den ausgestellten Objekten. Sehr gut angekommen hingegen ist der Abstecher in die Werkstatt des Museums. Hier wurden Techniken, Werkzeuge und Materialien der Elfenbeinschnitzkunst vorgeführt. Dabei konnten auch Elfenbein vom Mammut begutachtet werden.

Am Ende der Führungen kehrten die Igstadter ins Erbacher Bauhaus ein. 1728 wurde hier bereits Bier gebraut. Im 18. Jahrhundert war das Anwesen im Besitz des herrschaftlichen Hofküfermeisters Heinrich Brunner, der eine Brauerei und eine Branntweinbrennerei betrieb. Die Gruppe konnte sich davon überzeugen, dass das Bier auch heute noch hervorragend schmeckt. Gestärkt durch ein gutes Essen und mit vielerlei Eindrücken ging es am Abend zurück nach Igstadt.

Michael Weidenfeller

Das Igstadter Wappen